Meinung: Amun-Re


Für mich war »Amun-Re« anfangs vor allem ein Spiel der optischen Gegensätze: Während das Cover mit einem Sonnenhimmel in knackigem Orange-Rot durchaus beeindrucken kann, ist das Spielmaterial selbst dann in gedeckten, langweiligen Farben gehalten. Das Land auf dem Spielplan beiderseits des Nils wirkt alles andere als fruchtbar, und die Illustrationen sind recht grob.

Dazu kommen Pyramiden aus Kunststoff, die farblich völlig „unwirklich“ erscheinen, sowie Bausteine und Spielersteine, die ebenfalls aus Kunststoff sind und die bekannte Form von Kaugummi-Dragees haben. Hier hätte ich mir die heutzutage übliche Ausstattung mit Holzteilen gewünscht…

Glücklicherweise funktioniert das Spiel auch mit diesem unschönen Material tadellos. Wie es bei vielen Spielen in letzter Zeit wieder Mode ist, gab es schon bei »Amun-Re« die Aufteilung in zwei Zeitalter. Nach dem Untergang des alten Königsreichs bleiben nur die Bauwerke erhalten, es gibt eine Zwischenwertung, und schon entsteht ein neues Königreich.

Jedes Zeitalter besteht aus drei Runden, in denen die Spieler um Provinzen am Nil bieten. Diese bringen unterschiedliche Vorteile wie fruchtbares Land, Einfluss und Tempel. Vor allem aber bieten sie viel Platz zum Bau von Pyramiden. Nach jeder Bietrunde wird dem Gott Amun-Re geopfert, um den Wasserstand des Nils und damit den Umfang der Ernte zu beeinflussen.

Über Machtkarten, die zu unterschiedlichen Zeiten erworben werden können, erhält man zusätzliche Möglichkeiten und kann bei den Wertungen durch die Erfüllung bestimmter Kriterien einige Sonderpunkte erzielen.

Besonders gut gefällt mir die Bietmethode um die Provinzen, die mittels einer festen Bietstaffel gelöst ist. Jedes Überbieten wird so deutlich teurer als zuvor und verhindert endlose, kleinschrittige Bietorgien.

»Anum-Re« ist kein kurzes oder seichtes Spiel, aber es lässt sich dennoch einfach erlernen. Es spielt sich in allen Besetzungen gleich gut und wird eigentlich nie langweilig. Lediglich das Kartenglück beim Ziehen von Machtkarten kann manchmal unbarmherzig sein.

3–5 Spieler, Spieldauer 90 Minuten.

Fazit: Sehr gutes Bietspiel mit einigem Glücksanteil, etwas trocken illustriert.

Stefan Malz, 11. Oktober 2012 (#144)
 

Autor:
Dr. Reiner Knizia

Illustration:
Franz Vohwinkel

Verlag:
Hans im Glück

Erscheinungsjahr:
2003