Meinung: 7 Wonders


»7 Wonders« war eine der meistdiskutierten Spiele-Neuerscheinungen in Essen 2010. Nicht nur, weil es ein tolles Spiel sein sollte, sondern auch aufgrund zahlreicher Kritik­punkte (zu teuer, schlechte Kartenqualität, zerbeultes Inlay). Als Gipfel gab es sogar noch eine Diskussion über die angeblich übertriebene Freizügigkeit einiger Illustrationen!

Dieser gesamte »Hype« (hier ist dieser Begriff wohl tatsächlich mal angemessen) war der Grund dafür, dass ich das Spiel erst einmal komplett ignorierte. Noch nicht einmal die Regeln hatte ich mir durchgelesen, zumal diese sehr lang erscheinen.

So dauerte es einige Wochen, bis das Spiel bei einem Spieletreff auf dem Tisch landete und ich es erstmals mitspielte. Die Erklärung war recht kurz, und der Ablauf war schnell klar. Im Prinzip ist »7 Wonders« ein Kartensammelspiel. Es gibt verschiedene Typen von Karten, die im Laufe des Spiel reihum wandern und Stück für Stück ausgelegt werden.

Für das Auslegen der Karten sind teilweise Kosten in Form von Geld und Rohstoffen zu zahlen, wobei Geld in Form von Münzen existiert, während die Rohstoffe nur virtuell sind (quasi eine Just-in-time-Produktion) und von den Nachbarn für Geld zugekauft werden können.

Zu Beginn wirken die Spielkarten mit ihren relativ vielfältigen Symbolen und Namen etwas verwirrend, doch schon nach dem ersten Spiel hat man den Sinn jedes Elements erfasst und die verschiedenen Möglichkeiten, an Siegpunkte zu kommen, erkannt.

Ein entscheidener Punkt bei diesem Spiel liegt darin, dass Interaktion ausschließlich mit den beiden Nachbarn passiert. Dadurch ändert sich das Spielgefühl kaum in Abhängigkeit von der Spieleranzahl, auch die Spieldauer bleibt selbst mit 7 Spielern halbwegs konstant bei einer halben Stunde.

Nur für das Spiel zu zweit muss zu einigen Sonderregeln und einem zusätzlichen, fremdge­steuerten dritten Spieler gegriffen werden. Aber auch diese Variante funktioniert tadellos und macht das Spiel insgesamt sogar noch etwas taktischer.

Nach einer zweistelligen Anzahl Partien mit unterschiedlicher Spieleranzahl ist bei mir eine große Langeweile eingetreten. Obwohl man immer irgendwelche Entscheidungen zu treffen hat, bleibt »7 Wonders« gefühlt doch ein einfaches Kartenspiel mit dem dafür üblichen hohen Glücksanteil. Die fehlende aktive Interaktion lässt das Gefühl aufkommen, man spiele einfach nur so vor sich hin.

Einzig die 2er-Variante übt noch einen gewissen Reiz auf mich aus, da sie etwas tak­tischer verläuft und es nur wenige bessere Kartenspiele für 2 Personen gibt.

Die Erweiterung »Manneken Pis«, die auf der Messe kostenlos mitgegeben wurde und mittlerweile in der Spielbox verfügbar ist, verändert das Spiel nicht nennenswert. Lediglich die Anzahl der Stadtfelder, von denen bei Spielbeginn jeder Spieler zufällig eines zugelost bekommt, steigt von 14 auf 16 Stück. Das mag höchstens für Spieler interessant sein, die das Spiel ständig spielen.

Insgesamt ein nettes, familientaugliches Spiel, welches in fast jeder Runde spielbar ist und aufgrund der kurzen Spielzeit als Absacker gut geeignet ist. Aber für mich ist es weit davon entfernt, das beste Spiel des Jahrgangs zu sein…

2–7 Spieler, Spieldauer 30 Minuten.

Fazit: Familientaugliches Aufbauspiel mit akzeptabler Einstiegshürde.

Stefan Malz, 14. Februar 2011 (#111)
 

Autor:
Antoine Bauda

Illustration:
Miguel Coimbra

Verlag:
Repos

Erscheinungsjahr:
2010