Meinung: Codenames


Selten habe ich ein Spiel kennenlernt, bei dem das Thema so zweckfrei und verwirrend ist wie bei »Codenames«. Natürlich mussten für den Massenmarkt ein Thema und ein Titel gefunden werden, aber warum bitte Geheimagenten? Bei einem Spiel, bei dem es eigentlich um Wortassoziationen geht!? Und das mit einem Cover, das eher nach einem Partyspiel aussieht!?

Schon vor meiner ersten Partie hatte ich den Hype wahrgenommen, der um dieses Spiel in Essen und danach gemacht wurde. Entsprechend gering war meine Erwartung an die erste Partie, denn die meisten Spiele, um die ein Hype entstand, hatten mich bisher stark enttäuscht. Und was soll ich sagen? Die erste Partie war recht ernüchternd und ich wollte das Spiel schon komplett abschreiben. Doch erfreulicherweise ergab sich bald eine weitere Möglichkeit in einer komplett anderen Runde. Und siehe da: Es hat gezündet!

»Codenames« ist eines jener Spiele, die in der einen Runde genial und einer anderen Runde absolut langweilig sind. Kommen die richtigen Menschen zusammen, macht jede Runde Spaß, egal, ob man gewinnt oder verliert. Was genau dabei die „richtigen“ Menschen sind, kann ich allerdings auch noch nicht sagen.

Doch kommen wir zum Spiel selbst: Es werden 25 Begriffe offen ausgelegt. Die Spieler teilen sich in zwei Gruppen auf, in denen jeweils einer der Hinweisgeber wird. Jedem Hinweisgeber werden dabei mittels einer verdeckten Karte einige der Begriffe zugeordnet, die das eigene Team erraten muss. Dazu werden reihum Tipps in Form eines einzelnen (gerne auch zusammengesetzten) Wortes und einer Anzahl gegeben.

Das eigene Team muss nun versuchen, zu erkennen, welche Begriffe damit gemeint sind und diese einzeln nacheinder antippen. Jeder korrekt geratene Begriff ist ein Punkt für eigene Team, jeder versehentlich gewählte Begriff des gegnerischen Teams bringt diesem einen Punkt, und einer der 25 Begriffe führt, sobald gewählt, sofort zum Spielverlust.

Letztlich geht es also darum, optimale Worte zu finden, die auf möglichst viele der eigenen Begriffe hinweisen, aber nicht auf gegnerische oder gar den tödlichen Begriff. Das ist gar nicht so einfach und offenbart schnell zwei Schwächen des Spiels:

- Es kann ganz schön lange dauern, bis ein Hinweisgeber seinen Hinweis gibt. So vieles gilt es abzuwägen und in Gedanken auszuprobieren. Zwar liegt dem Spiel eine Sanduhr bei, um die Bedenkzeit zu beschränken, doch damit wird der Spaß in diesem Spiel für mich komplett abgewürgt. Zeitlicher Stress führt selten zu einem angenehmen Spielerlebnis.

- Die Frage, welche Hinweise erlaubt sind und welche nicht, lässt sich nicht vollständig mit Regeln klären – obwohl die Regeln in dieser Hinwicht erfreulich umfangreich sind. So entbrennen manchmal lebhafte Diskussionen zwischen beiden Teams darum, ob der gerade genannte Hinweis denn überhaupt zulässig sei.

Mit Spielern aber, die dieses Spiel nicht zu ernst nehmen und denen der Spielspaß wichtiger ist als absolute Regeltreue und zwanghaftes Gewinnen, entwickelt sich jede Partie zu einem Genuss und es bleibt selten bei einer einzelnen Partie.

Was ich allerdings nicht verstehe, ist die Angabe zur Spieleranzahl. Nach meiner Meinung funktioniert »Codenames« nur mit mindestens 6 Spielern richtig gut, gerne auch mal mit bis zu 10 Spielern, mit leichter Einschränkung auch ab vier Spielern. Zu zweit oder dritt aber spielt nur ein Team ohne Gegner und die Spannung ist komplett dahin…

2–8 Spieler, Spieldauer 15 Minuten (unsere Erfahrung: 4–10 Spieler, 20–30 Minuten).

Fazit: Sehr unterhaltsames Assoziationsspiel für viele Spieler. Regeln nicht immer wasserdicht.

Stefan Malz, 14. September 2016 (#172)
 

Autor:
Vlaada Chvatil

Illustration:
Tomas Kucerovsky

Verlag:
Czech Games Edition &
Heidelberger Spieleverlag

Erscheinungsjahr:
2015