Meinung: Langfinger


Eines muss man Pegasus in jedem Fall zugutehalten – sie nehmen sich jedes Themas an, auch wenn es eher ungewöhnlich ist: Revolution, Bestechung, Putsch, Einbruch, und noch viel mehr. Und das gefällt mir. Wirklich!

So kam denn mit »Langfinger« ein weiteres Pegasus-Spiel in unsere Sammlung, welches allein schon aufgrund des Themas reizte. Einmal völlig ungeniert und ohne Angst vor der Polizei in Villen einzubrechen und die Beute beim Hehler zu verticken – wer träumt davon nicht?

Der erste Eindruck vom Spiel war erst einmal: klein!

Ich hatte irgendwie angenommen, einen normal großen Karton zu erhalten, doch es kam nur eine halbe Portion an. Selbst davon ist noch gut die Hälfte durch ein Inlay verbraucht. Und der Spielplan ist mit Abstand der kleinste, den ich bisher gesehen habe.

Angesichts des kleinen Preises sollte dies allerdings kein Problem darstellen, sofern das Spiel denn spielerisch zu überzeugen weiß. Also schnell eine erste Partie gespielt. Und gleich noch eine.

Ja, es ist durchaus ein vollwertiges Spiel. Mit einem Spielplan (der Stadt), mit „Arbeitern“ (Gangstern) und zahlreichen Karten (Werkzeug, Beute und Hehler).

Auf dem Spielplan findet ein einfaches Worker Placement (also konkurrierendes Einsetzen der Arbeiter) statt, und die Reihenfolge innerhalb der einzelnen Bereiche kann spielentscheidend sein.

Rings um den Spielpan werden zahlreiche Karten ausgelegt, die im Laufe jeder Runde größtenteils verbraucht und für die nächste Runde neu ausgelegt werden. Wer zuerst kommt, hat die größte Auswahl und somit die Chance, das zu bekommen, was er braucht.

Doch natürlich kann man nicht überall der Erste sein, und die Kartenauslage ist auch nicht immer das, was man sich erhofft hat.

Nach einigen Partien mit unterschiedlicher Mitspieleranzahl ist der Reiz des Themas verflogen, und was bleibt, ist ein recht einfaches Spiel. Man kann sehr viel über jeden einzelnen Teilzug nachdenken, doch dann wird das Spiel langwierig und öde. Oder man spielt einfach flott aus dem Bauch heraus, doch dann ist das Ergebnis völlig willkürlich.

Insgesamt ist der Glücksanteil sehr groß, und es gibt keine unterschiedlichen Wege, um an Geld zu kommen. Somit gewinnt eigentlich immer derjenige, dem das Kartenglück gerade hold ist.

2–5 Spieler, Spieldauer 20-30 Minuten.

Fazit: Mehr als die kleine Verpackung erwarten lässt, trotzdem eher flau.

Stefan Malz, 15. November 2010 (#99)
 

Autor:
Christian Fiore
& Knut Happel

Illustration:
Claus Stephan

Verlag:
Pegasus

Erscheinungsjahr:
2009