Meinung: Pergamon


Die Zusammenarbeit von eggertspiele mit Amigo scheint sich dahingehend auszuwirken, dass vermehrt „seichte“ Spiele herausgebracht werden, die vorher vielleicht noch direkt bei Amigo erschienen wären.

»Pergamon« ist nach »Die Speicherstadt« das zweite Spiel in der typischen, kleinen Rechteckbox. Es fällt erst einmal durch den moderaten Verkaufspreis und die geringe Spieldauerangabe von „nur“ 45 Minuten auf. Der Inhalt der Schachtel ist relativ papplastig. Neben nur 5 Holzfiguren gibt es einen kleinen Plan, 28 kleine Spielkarten und massig Stanzteile. Aufgrund des geringen Preises ist das Material aber adäquat.

Das Spiel selbst besteht aus zwei wesentlichen Teilen: Zuerst wird die eigene Spielfigur auf einer Leiste eingesetzt, um Geld aus dem gemeinsamen Topf und Grabungsrechte zu erhalten. Gleichzeitig wird damit die Reihenfolge der anschließenden Grabungsphase ermittelt. Durch diese Kombination dreier Auswirkungen muss man eigentlich immer Abstriche machen, und außerdem ist die Menge des in jeder Runde verteilten Geldes nur ungefähr bekannt.

Hier kann es passieren, dass man zwar viel Geld bekommt, dafür aber zu spät an der Reihe ist und deshalb keine interessanten Fundstücke mehr erhält. Oder dass man zwar zuerst wählen kann, aber mangels Geld und/oder Grabungsrechte davon nicht profitiert.

Trotzdem bekommt man recht schnell ein Gefühl dafür, wie die Figur jeweils gesetzt werden sollte, so dass dieser Teil recht schnell verläuft. Grübler können das Spiel hier aber massiv aufhalten.

Im zweiten Teil werden dann Fundstücke ausgegraben und eventuell als Sammlung im Pergamon-Museum ausgestellt. Hier gibt es im Wesentlichen eine Entscheidung: viele kleine Ausstellungen von Anfang an, oder lieber etwas länger auf die eine große Austellung warten, die dafür umso mehr Punkte bringt? Oder vielleicht sogar gezielt auf die Zwischenwertungen spielen?

Egal, welche Entscheidung dabei gefällt wird: sie lässt sich oftmals nicht langfristig durchhalten, da jede Runde zufällig neue Fundstücke hinzukommen und die Geldmenge ebenso zufällig ist.

Insgesamt ein grafisch sehr schönes und thematisch gut umgesetztes Spiel, dass mit etwas Spielerfahrung leicht zu meistern ist. Langfristige Strategien sind hier nicht gefragt, sondern vielmehr kurzfristiges Taktieren und ein glückliches Händchen beim „Wetten“ auf die Größe des jeweiligen Geldtopfs.

In meinen bisherigen Partien wurde die angegebene Spieldauer von 45 Minuten allerdings immer deutlich überschritten, zu viert sind durchaus 90 Minuten möglich.

2–4 Spieler, Spieldauer 45 Minuten (unsere Erfahrung: 60 Minuten).

Fazit: Wunderschönes, anspruchsvolles Familienspiel – hoher Glücksanteil.

Stefan Malz, 6. Juli 2011 (#119)
 

Autor:
Stefan Dorra &
Ralf zur Linde

Illustration:
Klemens Franz

Verlag:
eggertspiele

Erscheinungsjahr:
2011