Meinung: Wie verhext


Manche Spiele machen es einem nicht leicht, sie zu mögen. Ein Beispiel dafür ist für mich »Wie verhext«. Erst drei Jahre nach dem Erscheinen habe ich es erstmals gespielt, und auch dann mehr oder weniger erzwungen. Warum eigentlich?

Mein erster Eindruck war durch und durch negativ: Düsterer Karton, gräßliches Cover und ein Thema zum Weglaufen. Ich möchte keine Hexe und kein Zauberer sein. Zaubertränke lassen mich völlig kalt. Und außerdem sind Kartenspiele in „großer“ Schachtel selten mein Ding.

Nach der ersten Partie hatte sich zumindest der letzte Kritikpunkt als ungerechtfertigt herausgestellt. Denn „Wie verhext“ ist zwar hauptsächlich ein Kartenspiel, aber es fühlt sich durchaus wie ein großes Spiel an. Vor allem, weil das Kartenglück so gut wie keine Rolle spielt.

Alle Spieler starten mit den gleichen 12 Rollenkarten. Daraus wählen sie zu Beginn jeder Runde fünf Karten, die sie auf die Hand nehmen. Ein Startspieler beginnt, eine Rolle auszuspielen. Alle folgenden Spieler, die diese Rolle auch auf der Hand haben, müssen sie reihum auslegen und entscheiden, ob sie die Rolle damit übernehmen wollen, oder nur eine kleine Gunst erhalten möchten. Nur der Spieler, der die Rolle zuletzt übernimmt, kann sie vollständig ausführen. Alle anderen, die nicht die Gunst gewählt haben, gehen leer aus.

Somit geht es also hauptsächlich darum, in jeder Runde die jeweils „richtigen“ fünf Rollenkarten zu wählen und ein guten Riecher dafür zu beweisen, wann man eine Rolle übernehmen soll und wann nicht. Der Rest ist das Sammeln von Rohstoffen (Trankzutaten und Gold) und das Umsetzen derselben in Siegpunkte (in Form von Zaubertränken).

Nachdem ich gelernt habe, das für mich eigentlich abschreckende Thema zu ignonieren, konnte mich dieses Spiel wirklich begeistern. Besonders angenehm ist zudem, dass es sich auch mit vielen Spielern sehr schnell und flüssig spielt.

Spätestens zusammen mit den Erweiterungskarten aus der alea Schatzkiste, mit denen „Wie verhext“ auch zu sechst gespielt werden kann, ist dieses Spiel einer meiner Favoriten für große Runden geworden.

3 –5 Spieler (mit Erweiterung 6 Spieler), Spieldauer 45 Minuten.

Fazit: Gutes Kartenspiel für große Runden. Schnell gespielt und nicht banal.

Stefan Malz, 3. Januar 2013 (#149)
 

Autor:
Andreas Pelikan

Illustration:
Julien Delval &
Harald Lieske

Verlag:
alea

Erscheinungsjahr:
2008